Spielt der Homo faber in der heutigen Welt dieselbe Rolle wie in der im Buch geschilderten Welt der 50er Jahre? Erörterung von José-Angel Ferrón K&I 1a Der "machende Mensch" weilt immer noch unter uns, ist schwer wegzudenken, denn Existenz besteht auch aus Wirken. Vergleicht man den heutigen Homo faber mit dem der 50er Jahre, so seiht man, dass die Gesellschaft ihm immer noch zujubelt, pickt man sich aber aus dieser Gesellschaft das Individuum heraus, so kann man feststellen, das dieses differenzierter mit Jubel umzugehen pflegt. Wer kennt sie nicht, die grossen Namen der Wirtschaft, all die mächtigen Manager: Bill Gates, Lukas Mühleman. Sie haben es geschafft. Reichtum lässt sie über die ganze Welt erstrahlen. Sie fusionieren und erschaffen auch so aus wenig immer mehr. Grösse, Strategie und Verstand sind ihre Instrumente im globalen Überlebenskampf. Ihr Werdegang besteht aus einer ausgezeichneten Ausbildung und einer hervorragenden Leistung in der bissigen Arbeitswelt. Das sind "Kopfmenschen", die besten Schachspieler der Wirtschaft, und so treten sie auch auf, jedoch unter dem Deckmantel des sozialen und fühlenden Mitmenschen. Dieser Deckmantel ist einer der Unterschiede von heute und den 50er Jahren. Gerne offenbart man der Allgemeinheit, man werde die Arbeitsplätze über die Pensionierung abbauen. Noch lieber lässt man sich mit Familie und Hund ablichten und beantwortet Fragen über das eigene Hobby. Das Geheimnis des eigenen Erfolges ist jedoch, den besseren Shareholdervalue der führenden Unternehmungen an der titanischen Generalversammlung kundgeben zu dürfen. Die Generalversammlung jubelt den heutigen Cäsaren zu, die Löwen per Daumenzeig in die Wirtschaftsarena einlassen oder nicht. Dann geht der einzelne Aktionär im Geldrausch taumelnd nach Hause, um festzustellen, dass dieses Fest der Zahlen, nur das alljährliche Aufblitzen der rauhen Realität ist und er sich nun getrost dem eigenen Deckmantel seiner Existenz widmen kann. Von allen Seiten hört er: "Das kann es langfristig nicht sein! So wird der kleine Bürger der Armut verfallen. Gewinn kann nicht über die sozialen Aufgaben gestellt werden. Das endet wieder im Kommunismus." Er schaltet den Fernseher an und schaut sich eine Seifenoper an. Sein Durst nach Menschlichkeit lässt ihn einen vagen Versuch starten, sein schlechtes Gewissen reinzuwaschen. Am Wochenende kauft er sich Zeitschriften, in denen Millionenfotos veröffentlicht wurden, auf denen Affären ans Tageslicht gezogen werden. Der Sensationalismus nimmt zu. Homo faber lebt unter uns. Wir frönen dem globalen individuellen Darwinismus. Wir brauchen mehr Menschlichkeit und nicht bloss an zweiter Stelle und als Beruhigung des schlechten Gewissens. Erst wenn wir lernen, den Mitmenschen nicht nur als Konkurrenten zu sehen, werden wir vielleicht den Mut haben fühlende Menschen zu sein... sein zu dürfen.