Erlebnisberichte aus Indonesien


Diplomarbeit 2000 in Indonesien

Subject: Diplomarbeit in Indonesien?

From: Martin Vögeli
To: Viele
Date: 7. Oktober 2000

Hallo Ihr Daheimgebliebenen!

Ich hoffe bei Euch verläuft alles so, wie Ihr es Euch vorstellt!

Wir, Christoph Uhlmann und meine Wenigkeit, hier in Indonesien ertrinken beinahe in der Arbeit, finden aber trotzdem Zeit das Land und seine Menschen kennenzulernen: Foto

Na, dieser Töff ist vielleicht eine Höllenmaschine. Fast keine Bremsen, dafür beschleunigt er aber auch nur wenig. Der Verkehr ist hier völlig anders als in der Schweiz: Foto

Nicht nur, dass die Fahrzeuge stinken und russen wie wahnsinnig, nein die Einheimischen fahren auch noch wie die Henker. Daran haben wir uns schnell gewöhnt…

Aber das Land hat auch seine schönen Seiten: Foto

Hier handelt es sich um einen Kratersee. Die Schönheit der Landschaft trügt – dem Wasser entsteigen giftige Gase und der Strand ist so schlammig, dass man stellenweise kaum mehr heraus käme!

Ein anderer See (hat im Reiseführer um einiges besser dreingesehen): Foto

Der Weg zu diesem Tümpel führte uns auf eine holperige Strasse durch den Dschungel: Foto

Der Vespa haben die vielen Schläge nicht gefallen, auf dem Rückweg hat sie den Geist aufgegeben. Zum Glück ging es hauptsächlich bergab. Ein anderes Missgeschick ist uns bereits auf dem Hinweg passiert: plötzlich fängt der Motor an zu stocken und verendet schliesslich ganz – der Most war uns ausgegangen. Doch wir hatten Glück im Unglück: ein Geländewagen begegnete uns und konnte mit Benzin aushelfen…

Damit wir nicht vom Fleisch fallen, dafür sorgt das Personal: Foto

Am Morgen werden wir mit dem Frühstück geweckt, unser Zimmer wird gereinigt und ein Fahrer bringt uns ans gewünschte Ziel. Natürlich fehlt es uns, wie bereits gesagt, auch nicht an Arbeit, doch wir tun dies in einer angenehmen Umgebung: Foto

Wir haben auch ein Bureau, doch dieses bleibt oft ungenutzt, da wir gerade auf einer Firmenbesichtigung, in der Werkstatt oder auf dem Sekretariat sind: Foto

So, wenn jetzt noch jemand Fragen hat, so kann er/sie uns gerne auf unserer Diplom-Webpage besuchen, von dort auf meine oder Christophs Homepage gelangen oder uns ein eMail schreiben.

Subject: Diplomarbeit in Indonesien? Teil 2

From: Martin Vögeli
To: Viele
Date: 19. Oktober 2000

Hallo da, in der Schweiz!

Ich hab mir gedacht, schreib doch mal wieder. Ich befinde mich immernoch in Indonesien an meiner Diplomarbeit. Hier ist langsam der Alltag eingekehrt, man sieht täglich die gleichen Leute auf dem Campus und isst immer wieder die gleichen Speisen. Die Küchenchefin ist nämlich nicht gerade einfallsreich. Ausserdem ist das Essen immer kalt und ein Gericht schmeckt wie das andere… Foto

Viele Menschen leben hier sehr einfach, müssen sie auch, den manche verdienen gerade mal 7000 Rupiah am Tag (ca. 1,5 CHF) oder haben gar keine Arbeit. Zum Vergleich: eine Halbliterflasche mit Wasser kostet 1000 Rupiah. Der Lohn reicht also gerade mal für das Überleben. So kommt es, dass man mit etwas Geld hier wie ein König in Frankreich leben kann. Reiche Indonesier und einige Ausländer tun das auch, mit grosser Villa, Personal und Luxuslimousine: Foto

In der Freizeit vertreiben sich die Menschen hier die Zeit mit dem Fliegenlassen von Drachen, mit reden, Schach, Bridge oder sie sehen ausgedehnt fern. Ja, sogar in den abgelegensten Dörfern sieht man überall Parabolspiegel. Selbst wenn die Leute kein Telephon haben, ein Fernsehgerät gibt es in jedem Dorf. Das Programm hingegen ist zum Heulen. Wer denkt, in den deutschen Privatsendern gebe es eine Menge Werbung, der wird hier eines Besseren belehrt. Auch in Sachen billige Serien ohne viel Inhalt ist Indonesien Europa weit überlegen… Foto

Im Sport sind die Indonesier vor allem im Badminton und Gewichtheben Weltklasse, sonst sind sie ziemlich schwach. So kommt es auch, dass sie an der Olympiade meist einen Platz hinter der Schweiz im Medaillenspiegel lagen. In Indonesien leben ca. 250 mio Menschen, ein xfaches der schweizerischen Bevölkerung. Es gibt aber eine grosse Anzahl an guten Amateursportlern. So konnten wir beispielsweise am eigenen Leibe erfahren, wozu selbst ein 74jähriger noch auf dem Tennisplatz fähig ist oder wie sich die Beine nach einem Fussballspiel auf holpriger Wiese mit Jungs von hier anfühlen… Foto

An den Wochenenden haben wir schon eine Menge Reisen unternommen. Meist mit der Vespa. Chris und ich wechseln uns jeweils ab am Lenker. Der Fahrstil der Einheimischen lässt den, an Verkehrsregeln gewöhnten, Schweizer ergrauen. Da wird von links und rechts überholt. Oft muss sogar der Gegenverkehr bremsen oder ausweichen um einem Überholenden das Einbiegen gerade noch so zu ermöglichen. Bei Bussen und Lastwagen muss man besonders aufpassen. Sie fahren schnell und wie die Henker. Dabei russen und stinken sie derart stark, dass man als nachfolgender Töfffahrer am besten gleich Nase und Augen zuhält und bei der ersten Gelegenheit mit Ach und Krach an den Höllenmaschinen vorbeizieht! Foto

Auch sonst wird Verkehrssicherheit nicht gerade gross geschrieben. Alles was Räder hat, fährt auf der Strasse. Bei vielen Motorrädern funktionieren Bremsen, Licht und Tachometer nur mangelhaft oder gar nicht. Auf den Zweirädern sitzen manchmal bis zu fünf Personen, ganze Familien mit Keinkindern fahren auf den Maschinen herum. 30 bis 50 Jahre alte LKWs sind keine Seltenheit. Wenn der Tank durchgerostet ist, übernimmt einfach ein Plastikkanister seine Funktion. Leerfahrten von Camions gibt es nur selten, da sich immer Leute finden, welche mitfahren wollen. So kommt es, dass oft die ganze Ladebrücke gerammelt voll ist, ein Jemand auf der Führerkabine sitzt und ein Anderer hinten dranhängt: Foto

Oben habe ich schon einmal von der Arbeit gesprochen. Hier in Indonesien lohnt sich Automation oft nicht, da sehr billige Hilfskräfte zu haben sind. So wird zum Beispiel Plastik von Hand verlesen und Aluminiumdeckel werden von Bechern abgekratzt. Trotzdem ertrinken die Städte beinahe im eigenen Dreck oder ersticken an den Abgasen. Wer es im Leben geschafft hat, kann eine ruhige Kugel schieben. Viele der Lehrer hier in Schule und Werkstatt lesen Zeitung, schlafen, unterhalten sich oder glotzen in die Kiste. So geht das den ganzen Tag. Manche erscheinen gar nicht erst zur Arbeit… Foto

Viele der IndonesierInnen sind Muslime. Deshalb tragen viele Frauen und Mädchen Kopftücher und lange Röcke. Ausserdem sind sie oft sehr weiche, dienende Personen, die nur leise sprechen. Aber nicht alle sind so, es gibt auch selbständige und westlich gekleidete Frauen. Sehr viele Kinder beleben die Stätte und Dörfer, dennoch sieht man meiner Meinung nach nur selten Schwangere. Dafür stillen die Mütter ihre Babys überall: im Bus, auf den Strasse beim Gehen, vor den Hütten, im Laden usw. Dabei tragen sie ihre Kinder in einem Tuch um die Schulter. So müssen sie nur das Kleid etwas herunterziehen, um den Kleinen Milch zu geben. Nur streng islamische Frauen bedecken dabei ihren Busen mit einem Tuch: Foto

Jetzt beginnt langsam wieder die Regenzeit. Manchmal schüttet es wie aus Eimern. Danach stehen ganze Strassenzüge unter Wasser und es fliessen Bäche die Abhänge runter. Um die Häuser herum und entlang der Strassen werden deshalb grosse Regenrinnen angelegt, um die Wassermassen abzuführen. Am Anfang habe ich gedacht, dann wird wenigstens all der Schmutz endlich weggespült. Aber das Gegenteil war der Fall. Der Dreck wird zum Schlamm, der sich überallhin verteilt und übelst stinkt in den Gassen: Foto

Wer das so liest, der könnte meinen, das ganze Land sei ein Abfallhaufen. Dem muss aber vehement widersprochen werden. Es stimmt zwar, dass das Land vom Plastik überschwemmt wurde. Trotzdem gibt es eine Menge schöner Plätze und Sehenswürdigkeiten. Weil das Mail aber ohnehin schon lange genug ist, unterlasse ich es, alle folgenden Photos einzeln zu kommentieren und verweise lediglich auf unsere Diplomwebsite, wo sich noch wesentlich mehr Photos von Land und Leuten finden. Natürlich auch von Chris und mir…

Mit indonesisch angehauchten Grüssen, Martin Vögeli

Photos von mir: 1 2 3

Photos von Christoph: 1 2 3

Bilder zum Thema Arbeit: 1 2

Landschaftsbilder: 1 2

Der indonesische Alltag: 1 2 3

Essen in Indonesien: 1 2 3


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