Maschinenbauer am Technikum


Erlebnisbericht von Martin Vögeli (Klasse MB2b)

Der Text

„125 Jahre Technikum Winterthur, <Studierende des Departements Maschinenbau stellen ihre Abteilung vor>“, ausgerechnet meine Klasse musste es treffen.

Dass eine Ausstellung viel Arbeit gibt, wusste ich. Dennoch bin ich im nachhinein erstaunt über das Ausmass des Geleisteten und des Einsatzes, der von vielen Klassenkameraden erbracht wurde. Stellten doch das Konzipieren, Organisieren und Realisieren eine enorme zusätzliche Belastung neben dem normalen Studium dar. Vor allem in der Zeit unmittelbar vor Beginn der Ausstellung. Erstaunlich, wo es doch keinen Kranz zu gewinnen gab…

Mein T.E.A.M. entschied sich relativ früh dazu, einen Beitrag zum Thema ehemaliger Studierender beizutragen. Von den 264 avisierten Personen zeigten sich allerdings nur 13 als interessiert. In der Endphase der Vorbereitungen, teilte sich unsere Gruppe auf. Rainer Bless und Rolf Rohner suchten aus den Unmengen von gesammelten Photos und Texten, die geeigneten aus, um aus der Quintessenz Plakate mit Portraits von Ex-Studenten (alles Männer) von einem Graphiker erzeugen zu lassen. Mir oblag es, das Podiumsgespräch durchzuführen.

Vier Ehemalige sollten rückblickend ihr (z.T. Jahrzehnte zurückliegendes) Studium analysieren. Was hat es ihnen gebracht, wo sehen sie Stärken, wo Schwächen einer solchen Ausbildung. Ausserdem sollten sie eine kurze Prognose für die Zukunft des Maschinenbaus geben. Eingeladen wurden der Geschäftsbereichsleiter Bernhard Paolini, Berufspilot Martin Hauser, Entwicklungshelfer Ulrich Oehler und der Verteidigungs-Attaché Heinrich Mändli. Leider musste Martin Hauser absagen. Auf Wunsch des Gesamtprojektleiters Andri Janett und des Artdirectors Oliver Stephan sollte ausserdem ein Vertreter der Lehrerschaft Einsitz nehmen. Die Wahl fiel auf den Alt-Rektor Bruno Widmer.

Am 20. Mai 1999 war es dann endlich soweit. Um elf Uhr durfte ich die vier Teilnehmer zu einem Vorgespräch begrüssen. Die anfängliche Zurückhaltung und das gegenseitige beschnuppern, wichen schnell einem angeregten Gespräch. Nach etwa einer halben Stunde, schlug der Alt-Rektor vor, eine Flasche Weisswein zu organisieren – ich hatte vergessen für einen Aperitif zu sorgen…

Bei einem Rundgang auf dem Balkon des Bibliotheksgebäudes konnten sich die Exstudies ein Bild von den Schulanlagen verschaffen, Bruno Widmer wusste immer etwas über die Entstehung der einzelnen Gebäudekomplexe zu berichten und mir wurde vorsichtig beigebracht, dass Prüfungsaufgaben früher an die Wandtafel geschrieben wurden. Es lebe die Kopiermaschine?

Nach einem gepflegten Mittagessen in der Mensa, begann dann um 14.30 Uhr (mehr oder weniger pünktlich) der eigentliche Anlass. Nach einer kleinen Ansprache (ca. 10 min.) leitete der Dozent Heinz Rathgeb zum Podiumsgespräch über und somit war dann endgültig ich an der Reihe. Einen Moment lang dachte ich, mein Herz müsse vor Aufregung bersten. Als erstes strich ich gleich meine Vorrede, denn es war schon alles Wichtige gesagt worden (und die Zeit lief uns auch davon) und stellte als erstes die Mitglieder der Gesprächsrunde vor. Die anfängliche Aufregung legte sich schnell und im Folgenden verlief alles wie am Schnürchen. Stellenweise beteiligten sich sogar die Zuhörer am Geschehen.

Im Anschluss an die Diskussionsrunde wollten zwei von weit her (Schweden, bzw. Kanada) angereiste Ehemalige noch „kurz“, wie sie sich auszudrücken pflegten, von ihrem Leben erzählen. Beide bewiesen, dass Zeit halt eben doch relativ ist und noch lange nicht allen Menschen das selbe Zeitgefühl innewohnt…

Beim folgenden Rundgang durch die Exposition schien die Konzentration der Eröffnungsbesucher weg zu sein. Viele waren in Gruppen ins Gespräch vertieft und die Bemühungen von uns Ausstellungsgestaltern, die Konzeption der einzelnen Teile der Ausstellung zu erläutern, verliefen mehr oder weniger im Sand. Da kam der Apéro wie gerufen.

Bei dieser Gelegenheit verriet mir der vorgängig erwähnte, über 90-jährige Schwede auch das Geheimnis seines Jungbrunnens. Bei der Arbeit mit der Sense (er deutet die Mähbewegung an) stärke er das Rückgrad, mit der Verneigung der Muslime gegen Mekka (er geht auf die Knie und beugt sich) halte er die Gelenke in Schuss und durch die „Befruchtung der Frau“, so seine Worte, (im Liegestütz hebt und senkt er das Becken) erhalte er seine innere Kraft. Die anwesende Journalistin Agi Winter stand daneben und wunderte sich. Ich frage mich, weshalb er kein Gehirnjogging betreibt…

Hier schliesst sich der Kreis und wir gelangen wieder zum Anfang des Texts. Und zwar spreche ich vom Kranz, den es offenbar nicht zu holen gab – aber ich habe sehr wohl etwas gewonnen. Ulrich Oehler brachte mir bei, dass der Einzelne sehr wohl etwas verändern kann, Bernhard Paolini führte mir vor Augen, dass Manager nicht nur Geld im Kopf haben müssen, Heinrich Mändli beweist, dass es auch unter hohen Militärs durchaus umgängliche, gescheite Menschen gibt und Bruno Widmer, dass auch Menschen die stark der Öffentlichkeit ausgesetzt sind, keine Wendehälse werden müssen, um erfolgreich zu sein. Am meisten aber hat mich beeindruckt, welche Auswirkungen die vorerst unmotivierte Idee, ein Podiumsgespräch durchzuführen, haben kann…

Die Bilder

Die Gesprächsrunde: Bernhard Paolini, Ulrich Oehler, Martin Vögeli, Heinrich Mändli und Bruno Widmer (von links nach rechts)

Was Marc und Philipp wohl träumen?

Der Sonnenofen von Ulrich Oehler erweckt allgemeines Interesse.

Der Spieltisch des Technikums …


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