Arbeitsintegrationsprojekte – ‹Tue Gutes und sprich darüber›


Vögeli, Martin: Arbeitsintegrationsprojekte – ‹Tue Gutes und sprich darüber› In: ZHWinfo: Diversity an Fachhochschulen? / Armin Züger (Hrsg.). – 4000. Aufl. – Winterthur: ZHW, 32 (2007), S. 54 ff.

Mittwoch, 14. März 2007, 14 Uhr im Foyer des Laborgebäudes am Standort Technikum in Winterthur. Drei Personen am runden Tisch: Daniel Deckensattl, der Kandidat, Eva Maria Meyer, seine Beraterin von der Koordinationsstelle für Arbeitsprojekte (KAP) und Martin Vögeli, Leiter eLearning der ZHW.

Die ‹Gruppe eLearning› berät und unterstützt interessierte ZHW-Angehörige. Sie betreibt die Lernplattform Moodle, unterhält dafür einen Helpdesk und bietet Weiterbildungen an. Ausserdem sammelt und verteilt sie Informationen zu eLearning sowie artverwandten Themen in einem Newsletter und einer Referatereihe.

Da das Volumen der anstehenden Arbeiten über die Jahre ständig zunahm, die Ressourcen aber leider nicht, wurden Alternativen gesucht, den Berg zu bewältigen. Eine Möglichkeit stellen Praktika dar. Weniger bekannt ist, dass Stellensuchende Arbeitsprojekte absolvieren können.

Wie die Jungfrau zum Kinde

Die KAP unterstützt das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) und die Sozialämter bei ihren Bemühungen, Stellensuchende schnell und nachhaltig wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die KAP arbeitet auch eng mit anderen Institutionen zur Integration von Stellensuchenden zusammen.

Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Betreuung der Stellensuchenden gerichtet. Es werden gleichermassen Coachings und Weiterbildungen angeboten. Zudem sucht die KAP Anbieter von Arbeitsprojekten passend zur Qualifikation und persönlichen Zielsetzung der Kandidaten und Kandidatinnen.

Wie sieht das konkret aus? Dank einem Tipp eines Arbeitskollegen und einer Internetrecherche meldete die Gruppe eLearning ihren Bedarf an Verstärkung im Bereich Webdesign beim KAP an. Kurze Zeit später trat Sascha Scholz sein Arbeitsprojekt bei uns im Container 1 (alias ThinkTank) an.

Arbeitsprojekt Sascha Scholz

Sascha Scholz (Jg. 1973) absolvierte eine kaufmännische Lehre und bildete sich, nach einigen Jahren im Beruf, zum Web Publisher weiter. In diesem Bereich sah er dann seine berufliche Zukunft und suchte nach einer entsprechenden Stelle. Leider zunächst ohne Erfolg. So nahm er an einem Arbeitsprojekt teil.

Er arbeitete sehr selbständig. So übernahm er die Pflege unserer Website, analysierte unsere Webstatistiken und leitete Verbesserungsvorschläge daraus ab, entwarf eine Vorlage für die privaten Websites der Dozierenden, führte Online-Umfragen durch und installierte für ein Projekt das Open Source-Weblog WordPress.

Der Betreuungsaufwand von Seiten der Gruppe eLearning war minimal und die Resultate waren sofort verwendbar. Nach seinem Einsatz an der ZHW wagte Sascha Scholz den Schritt ins Unternehmertum und war erfolgreich. So wurde bereits unser erstes Arbeitsprojekt ein voller Erfolg!

Arbeitsprojekt Hannes Gehring

Hannes Gehring (Jg. 1944) machte eine Lehre als Maschinenzeichner und bildete sich später berufsbegleitend zum dipl. Ing. HTL weiter. Infolge einer missglückten beruflichen Neuorientierung wurde er zum Stellensuchenden. Dennoch wagte er einen weiteren Neuanfang bei uns.

Von Anfang an arbeitete er zusammen mit Dozierenden bei Projekten mit. Er scannte für die Prozess-Rollen-Simulation für einen Dozenten mehr als 300 Seiten Gerichtsakten vom Hallenbadunglück Uster mit Texterkennung ein. Dank seinem Layout- Talent verfügen wir über ansprechende Broschüren.

Mit seiner hilfsbereiten und sorgfältigen Art war Hannes Gehring von Beginn weg ein gern gesehener Mitarbeiter bei Projekten. Es fiel uns deshalb nicht schwer, uns für ihn zu entscheiden, als wir eine Verstärkung für die Gruppe eLearning suchten. Hannes Gehring arbeitet jetzt als Sachbearbeiter an der ZHW.

Arbeitsprojekt Bülent Kilinç

Bülent Kilinç (Jg. 1979) machte eine kaufmännische Lehre, bevor er sich zum Helpdesk-Profi weiterbildete und in dieser Funktion auch im Schichtbetrieb arbeitete. Nach einer betrieblichen Reorganisation stand er vor dem beruflichen Aus. Trotz intensiver Stellensuche entschloss er sich, an einem Arbeitsprojekt teilzunehmen.

Nach einer kurzen, aber umso intensiveren Einarbeitungszeit in unsere Lernplattform Moodle übernahm er für drei Wochen die Ferienvertretung im Support. Nachher erfasste er unter anderem unsere Rechnungen in der Enterprise Resource Planning (ERP) Software Abacus und installierte eine Alarmanlage für Container 1.

Seine unkomplizierte Art und sein unkonventionelles Denken waren eine grosse Bereicherung. Deshalb freute es uns sehr, dass gerade am Ende des Arbeitsprojektes seine nie unterbrochenen Bemühungen, eine neue Stelle zu finden von Erfolg gekrönt waren. Wir wünschen ihm für die Zukunft viel Glück und Erfolg!

Arbeitsprojekt Ferenc Kiss

Ferenc Kiss (Jg. 1951) studierte Maschinenbau an der technischen Hochschule Budapest und war in der Folge bei verschiedenen Firmen in wechselnden Funktionen tätig. Eine Reorganisation bei seinem vorerst letzten Arbeitgeber kostete ihn die Stelle, und die anschliessende Stellensuche erwies sich als äusserst schwierig.

Zu Beginn kam er vor allem als Testperson bei den Abklärungen der Gebrauchstauglichkeit des E-Tutorials ‹Umgang mit Moodle› zum Einsatz. Inzwischen bearbeitet er mit viel Herzblut das beim Ideen- Wettbewerb ‹Pimp my School› geborene Projekt ‹Vorlesungsvideos›. Die Pilotphase startet im Sommersemester 2007.

Seine Begeisterungsfähigkeit und das Auge fürs Detail zeichnen ihn besonders aus. Wir freuen uns jetzt schon auf die ersten im Internet abrufbaren Videos von Vorlesungen und hoffen, dass eines seiner perfekten Bewerbungsdossiers bald den gewünschten Erfolg bei einer Personalabteilung zeitigt.

Lust auf ein Arbeitsprojekt?

Falls Sie jetzt Lust auf die Ausschreibung eines Arbeitsprojekts bekommen haben sollten, dann dürften folgende Informationen interessant für Sie sein: Ein Arbeitsprojekt endet nach maximal sechs Monaten, oder wenn die parallel ständig weiterverfolgte Stellensuche erfolgreich endet.

Für die Anbieter von Arbeitsprojekten entstehen keine Lohnkosten. Sie müssen lediglich den Arbeitsplatz und die fachliche Betreuung gewährleisten. Zudem sind eine Stellenbeschreibung sowie ein Zwischen- und ein Schlusszeugnis zu erstellen.

Grundsätzlich vermittelt die KAP Stellensuchende mit Qualifikationen und aus verschiedensten Branchen. Zurzeit drückt der Schuh aber am stärksten beim administrativen Personal, den Hauswarten, dem Reinigungspersonal und den Magazinern/ Logistikern. Besteht bei Ihnen allenfalls entsprechender Bedarf?

Fazit und Blick in die Zukunft

Die ZHW als öffentlich-rechtliche Hochschule bietet sich für Arbeitsprojekte mit sozialem und integrativem Ansatz geradezu an. Einerseits ist die Gefahr des Lohndumpings durch die starke staatliche Überwachung gering und viele Projektideen können mangels finanzieller Mittel nicht angegangen werden.

Andererseits bietet die lebendige Atmosphäre der Hochschule eine Inspiration für die Teilnehmenden der Arbeitsprojekte, und die umfangreichen Weiterbildungsmöglichkeiten spornen zum Ausbau ihrer persönlichen Qualifikationen an, wodurch die Chancen bei der Stellensuche natürlich erhöht werden.

Mittwoch, 14. März 2007, 15 Uhr im Foyer des Laborgebäudes am Standort Technikum in Winterthur. Daniel Deckensattl, Eva Maria Meyer und Martin Vögeli schütteln sich lächelnd die Hände. Ein neues Arbeitsprojekt ist in die Wege geleitet und kann zum Vorteil aller Beteiligten seinen Lauf nehmen!


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