Stadtblatt


Stadtblatt, Donnerstag, 12. Dez. 2002

E-Learning: Lernen im Internet ist nur halbe Lösung

Dass die Hörsäle an den Universitäten hoffnungslos überfüllt sind, ist bekannt. Dass virtuelle Kurse im Internet die Hörsäle entlasten sollen,ebenfalls. Doch das Ersetzen der Vorlesungen durch das Internet dürfte sich als grosser Irrtum herausstellen, der ziemlich teuer werden kann.


Heute sind noch viele Schulen sehr eifrig, wenn es um die Einführung des E-Learnings geht. Eingesetzt wird es vor allem an Universitäten, Hochschulen oder für Weiterbildungen von Berufsleuten. Die Zürcher Hochschule Winterthur, gehört auch dazu; die Gewerblich-Industrielle Berufsschule Winterthur möchte nächstes Jahr im «kleinen Rahmen» loslegen.

Doch wenn man von E-Learning spricht, muss man unterscheiden. Denn es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie das Internet eingesetzt werden kann; Zuerst muss das Bereitstellen von Informationen genannt werden. Das heisst, dass die Dozentin oder der Dozent während des Unterrichts keine Blätter mehr verteilt, sondern dass die Studierenden zu Hause ins Internet gehen und die Dokumente ausdrucken. Dadurch ist jeder auf dem neusten Stand – auch wenn er krank war und nicht zur Schule gehen konnte.

Eine Stufe höher sind Übungsaufgaben im Internet wie etwa Multiple-Choice-Fragen oder virtuelle Lehrbücher, deren Übungen gegenüber dem herkömmlichen Schulbuch klare Vorteile haben. Wie etwa Fallbeispiele, die ähnlich funktionieren wie ein Flugzeugsimulator.


Umstritten sind allerdings Gruppenarbeiten im Internet, Diskussionsforen, Chats oder gar Videokonferenzen, wo man miteinander sprechen kann. Sie sind kein Erfolg, weil die Studierenden sich lieber real treffen, als mühsam miteinander im Internet sprechen zu müssen. Jene Dozierenden, welche diese Funktion des E-Learnings so rasch als möglich einführen wollen, könnten sich damit ihren Kredit verspielen.

Das wäre schade, denn das E-Learning hat viele Vorteile. Der Umgang mit Computer, Internet und dem riesigen Wissen darin oder das kritische Denken bezüglich der Informationsquellen sind nur einige davon. Nach dem, was man weiss gibt es gemäss Bernd Kersten von der Universität Bern beim Lernerfolg keinen Unterschied zum herkömmlichen Lernen. Weder bei Leistungstests in Deutschland, Amerika, Australien noch in Bern seien Unterschiede festgestellt worden.


Studieren ohne Computer ist heute schwierig bis unmöglich. Und dass Computer und Internet Instrumente sind, die man in fast allen Berufen kennen muss, liegt auf der Hand. Deshalb müssen diese Instrumente während der Ausbildung auch erlernt und eingesetzt werden. Aber nur das und nicht mehr.

E-Learning ist sehr geeignet, um den Unterricht zu ergänzen; ihn damit zu ersetzen, wäre aber höchst problematisch. Denn dann würden die Dozentin und die Studienkollegen fehlen, und beide sind wichtig. Sie motivieren und können bei Problemen helfen. Der menschliche Kontakt ist mindestens so wichtig wie das E-Learning. Kurz: E-Learning muss selbstverständlich sein; es darf aber nur einen kleinen Teil der Ausbildung ausmachen.

Roman Graf.

«Vorteile gegenüber dem Buch»

Im Hochschulbereich kommt das E-Learning, das Lernen mit Internet, immer öfter zum Einsatz. Welche Vorteile und Nachteile hat E-Learning?

Fast jeder hat schon mal davon gehört: E-Learning, das Lernen im Internet. Die Hochschulen versuchen, ihr Angebot auszubauen; andere Schulen wie die Gewerblich-Industrielle Berufsschule Winterthur möchten starten. Währenddem einige Dozenten mit der Einführung enthusiastisch vorwärts machen wollen, schütteln andere die Köpfe. «Jetzt auch noch das.» Was ist nun dran am E-Learning?

«Der Hauptunterschied zum konventionellen Unterricht liegt darin», sagt Bernd Kersten vom Institut für Psychologie der Universität Bern, «dass das E-Learning zeit, und ortsunabhängig ist.»Eine Studentin oder ein Student können zu jeder Tages- und Nachtzeit lernen, ganz nach den individuellen Bedürfnissen. «Ein Vorteil ist auch, wenn alles öffentlich ist. » Das ist dann der Fall, wenn man ohne Passwort Zugriff auf die Daten hat. Die Allgemeine Abteilung des Instituts für Psychologie der Universität Bern veröffentliche auch alle Seminararbeiten im Internet, und die Studierenden müssten damit rechnen,dass sie von anderen Wissenschaftlern gelesen werden. «Das steigert die Qualität», sagt Kersten. Dies auch bei den Dozierenden, denn bei der traditionellen Vorlesung sei weniger klar, wie gut die Qualität der Vorlesung eines Dozenten oder einer Dozentin ist.

Dem schliesst sich auch Martin Vögeli, Technischer Assistent für E-Learning an der Zürcher Hochschule Winterthur (ZHW), an. «Bis jetzt hat der Dozent vorne gestanden und seinen Vortrag gehalten. Manche Studierende mussten wussten schon vieles und haben sich gelangweilt, andere waren überfordert. Mit dem E-Learning lernt jede in ihrem Tempo.» Das E-Learning sei ein learning-on-demand, man lerne zu jeder Tages- oder Nachtzeit, wenn man will.

Im Gegensatz zum altbekannten Buch soll das Internet noch andere grosse Vorteile bringen. «Das Programm reagiert im günstigen Fall auf die Eingaben der Studierenden», sagt Kersten. Wann man bei einer Statistik etwa Werte verändere, dann reagiere der Computer sofort. Das Buch könne das nicht; dort gebe es nur zwei, drei Beispiele. «Leider ist es allerdings noch selten der Fall, dass ein Lernprogramm wirklich gut ist.» Es müsste auf die Benutzerin eingehen können. Das heisst, dass beispielsweise das Vorwissen einer Studentin geprüft und dann vorgeschlagen wird, auf weIcher Stufe sie einsteigen soll.

Für Kersten Ist das E-Learning am wirksamsten bei technischen Fächern oder Fächern, die mit dem Computer zu tun haben wie etwa das Erlernen eines Computerprogramms oder das Erlernen von Programmiersprachen. Wir empfehlen aber allen Studierenden, egal welcher Studienrichtung, mit dem Internet zu arbeiten» Denn dort würden sie aktuelle Informationen finden. Gleichzeitig müssten sie aber auch ständig die Glaubwürdigkeit der Informationsquelle in Frage stellen und das «fordert ein kritisches Denken».

«Sehr zeitintensiv.»

Das E-Learning soll dann sinnvoll sein, wenn reines Sachwissen gepaukt werden muss, findet Kersten. Es könne eine gute Grundlage für Diskussionen schaffen – gerade auch durch den Reichtum des Internets. «Schwieriger wird es aber», sagt Vögeli von der ZHW, «wenn man Konzepte vermitteln und an den Denkstrukturen der Studierenden arbeiten will.» Diskussionen seien jedoch «auch im Internet möglich». Nicht nur in Foren oder Chats, «sondern auch in Videokonferenzen, wo man sich sieht ». Vögeli spricht davon, dass an der ZHW, je nach Studienrichtung, etwa ein Drittel der Unterrichtszeit durch E-Learning ersetzt werden könne.

Kersten ist hingegen der Meinung, dass E-Learning den Unterricht nur begleiten un nicht ersetzen kann. «Als begleitendes Element ist es sehr wertvoll; wenn es den Unterricht ersetzten soll, ist es ein grosses Problem.» Denn dann sei die Gefahr da, dass die Kommunikation mit der Dozentin verschwinde und dass man das mit E-Mails und Chatroom auffangen wolle. «Aber unsere Erfahrung ist, dass das die persönliche Kommunikation nicht ersetzen kann.»

Was sagt eine Studentin der ZHW dazu? Bettina Ramseier belegt den Studiengang Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation und hat nur ein Fach, das mit E-Learning gelehrt wird. Wir machen Gruppenarbeiten, und da sollten wir im Internet miteinander reden», sagt sie. Viele würden aber eine Ausweichmöglichkeit suchen und sich persönlich treffen. «Man kann halt besser arbeiten, wenn man schnell zusammensitzt.» Ein Fazit zu ziehen fällt ihr schwer: Man müsse sich sehr damit befassen, man müsse sich einarbeiten, und das sei zeitintensiv. «Manche finden es mühsam, dass man etwas nicht einfach besprechen kann, sondern dass man es auch noch ins Internet setzen muss.» Ramseier findet es hingegen praktisch, dass sie alle Unterrichtsblätter im Internet ausdrucken kann, «Mit dem Diskussionsforum kann ich mich hingegen schwerer anfreunden.»

Enorme Kosten.

Kersten von der Universität Bern sieht beim E-Learning zwei weitere Haken: Erstens: Es reicht nicht mehr, einen Computer zu haben, «es muss auch ein Computer mit guter Internetverbindung sein». Das kostet die Studierenden Geld. Zweitens: Jene Politikerinnen und Politiker, die mit E-Learning Kosten sparen wollen, «betreiben Augenwischerei». Die Kosten würden alle Erwartungen übertreffen. «Wenn man Programme mit Qualität will, dann ist der Aufwand riesig.» Das bestätigt Vögeli von der ZHW und verweist auf die Internetseite Wissensplanet. Dort schreibt der Autor Thomas Brückner von der «gern zitierten Faustregel», dass eine Stunde Multimedia-Content etwa 50 000 Euro Entwicklungskosten bedeutet.

Roman Graf.

So läuft Schule via Internet.

E-Learning ist ein neues Lernsystem, das die Möglichkeiten des Wold Wide Webs nutzt und attraktiveres, selbständigeres und unabhängigeres Lernen ermöglichen will. Schon heute ist einiges möglich, vieles steckt aber noch in der Entwicklungsphase.

Nicht mehr im Unterrichtssaal sitzen zu müssen, um eine Ausbildung oder zumindest Teile davon machen zu können – für viele eine verlockende Aussicht. Möglich wird dies durch das so genannte E-Learning, das über das Internet läuft. „E-Learning (auch Online-Lernen) kennzeichnet die Verschmelzung von Ausbildung und Internet, wobei Angebot und Vermittlung von Wissensinhalten unter Einsatz von moderner Technologie (vor allem Computern) realisiert wird.» So wird E-Learning auf der entsprechenden Website der Zürcher Hochschule Winterthur, ZHW, erklärt. Professor Ulrich Gysel arbeitet an einem E-Learning-Projekt für den Studiengang Elektrotechnik an der ZHW.

Dieses Projekt ist eines von vielen, das Hochschulen gemeinsam entwickeln. Diese neue Lernform ist in einer Anfangsphase, hier und da werden schon Teile davon angeboten. 2002 startete der Bund ein Programm; das die Ausbildung an Universitäten und Fachhochschulen mit neuen Informations- und Kommunikationstechnologien moderner gestalten soll. Im Rahmen dieses Programmes mit dem Namen Swiss Virtual Campus (SVC) werden auch die Kurse an der ZHW entwickelt, die die Studentinnen und Studenten bald via Internet besuchen können. Sie arbeiten von zu Hause aus und loggen sich dazu in so etwas wie ein virtuelles Klassenzimmer ein.

Professor Ulrich Gysel ist Dozent für Hochfrequenztechnik im Studiengang Elektrotechnik und arbeitet derzeit an einem E-Learning-Kurs für diesen Studiengang. Er bezeichnet die neue Lernform als eine Art Ausdehnen von Fernkursen. Mit dem Unterschied, dass das E-Learning heute noch als Ergänzung und nicht als Ersatz für Schulunterricht im herkömmlichen Sinn angeboten werden soll. Wer sich mit E-Learning befasst, schätzt daran, dass sich dadurch andere und neue Möglichkeiten ergeben als im konventionellen Unterricht. Bis anhin sorgten neben Wandtafel Hellraumprojektor, Computer-Präsentation und hin und wieder ein Videofilm für etwas Abwechslung. Das E-Learning will die Lerninhalte in Form von Texten, Bildern, Animationen, Video, Audio und so genannten Kommunikationstools wie E-mail, Chat und Ähnlichem über Computer vermitteln.

Über das Internet sollen Module angeboten werden, die die Studierenden selbständig durcharbeiten. Die Module bestehen aus Theorieblöcken, Beispielen, Tests, Aufgabenstellungen oder Diskussionen. Die Studierenden sollen möglichst aktiv am Computer arbeiten. Sie können konsumieren, aber auch selber aktiv an der Gestaltung teilhaben. Ulrich Gysel: «Eine solche Website soll nicht ein Skript sein, wie es die Dozentinnen und Dozenten bei uns normalerweise abgeben, sondern es soll möglichst interaktiv sein. Dazu müssen wir die Studenten mehr beschäftigen und anders packen, als wenn wir ihnen einfach einen Text abgeben.» Anstatt einfach ein Buch ins Web zu stellen, müsse man etwas anderes bieten. «Interaktiv heisst, dass man eine Animation laufen lassen kann, dass es, auch kleine Videosequenzen im Modul hat, in denen etwas aus der Praxis abläuft, oder eine Simulation wie ein Rechenprogramm.» Für eine Übung kann man auf dem Computerbildschirm beispielsweise Bildchen herumschieben – wenn man es richtig gemacht hat, verändert es sich nicht, wenn man es falsch gemacht hat, spickt es wieder zurück.

Das Beispiel X.

Konkret kann man sich das Arbeiten mit E-Learning etwa so vorstellen: Nach dem die Studentin X im vierten Semester des Studiengangs Elektrotechnik ihre privaten E-Mails gecheckt hat und sich online über ihre Feriendestination informiert hat, loggt sie sich in die Plattform des E-Learning-Kurses Signale und Systeme ein und arbeitet ein Modul zu den Grundlagen durch. Es geht um die Signalverarbeitung. Alte Schallplatten, die zerkratzt oder vom Staub beschädigt sind, können mit modernen Signalverarbeitungsverfahren von solchen Störungen befreit werden. Drückt Studentin X nun auf die Schaltflächen «ursprünglicher Ton» und «aufbereiteter Ton», hört sie Ausschnitte der Platte vor einer solchen Bearbeitung und danach. So versucht man, den Studierenden über den Computer an entsprechenden Praxisbeispielen den Grundstein für das Verständnis von Zusammenhängen deutlich zu machen.

Ort und Zeit sind egal.

Der Zugang zu den Kursinhalten ist dabei zeitlich und räumlich nicht beschränkt Student und Dozentin können räumlich und zeitlich getrennt sein, wobei die Kommunikation zwischen den beiden Seiten gleichzeitig im Chat oder zeitlich verschoben per E-Mail ablaufen kann. Über das Forum können mehre Studentinnen und Studenten an einem Text oder an einer Antwort von daheim aus arbeiten, auch nachts.

Im Fach Medientheorie und -forschung des Studienlehrganges Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation an der ZHW gibt es ein solches Internet-Forum, indern man Hypothesen aufstellen und diskutieren kann. Auch Hausaufgaben holt man sich aus dem WWW, und die Kursagenda findet sich hier. Man kommuniziert über diese Plattform mit dem Dozenten und im so genannten Chat auch untereinander. Gysel verweist auch auf Fächer wie Wirtschaft oder Geschichte, in denen man sich Meinungen bilden oder Aussagen zu einem Thema machen muss, „die vielleicht eine weniger präzise Antwort erfordern als eine mathematische Formel» – und hierfür böten sich solche Foren an. „Sagen wir, die Studierenden haben eine Woche Zeit, die Aufgaben der Gruppe zu lösen. Da beginnt der eine am Montagabend, die andere gibt ihren Kommentar am Dienstag morgen dazu und so weiter.»

In jedes Modul werden Übungen und Tests eingebaut, damit die Studierenden die Möglichkeit haben, das Erlernte zu überprüfen und zu festigen. Das kann durch Multiple-Choice Fragen geschehen oder kleine Berechnungsaufgaben, Selbsttests wie schriftliche Kontrollfragen der auch Hausaufgabenstellungen, die man per E-Mail an den Dozenten schickt, der sie dann korrigiert und benotet. «So weit sind wir mit unserem Modul, von dem man sich Teile bereits im Internet ansehen kann, im Moment aber noch nicht», sagt Gysel. Bis jetzt habe man im Elektrotechnikbereich erst ein Modul ausprobieren können, weil zuerst sehr viel Grundlagenarbeit habe geleistet werden müssen. Jetzt kämen allmählich neuere Module hinzu. «Der Unterricht, in dem wir sie einsetzen können, findet zum Teil erst im Frühjahr statt; dann können wir die Module erproben.» Unter einem Modul versteht man in der Elektrotechnik eine Unterrichtseinheit,die normalerweise im Unterricht vier bis acht Lektionen umfassen würde. Sie haben ein gemeinsames Thema und ergeben im World Wide Web quasi eine Folge von Webseiten. «Die rund 15 Module, die jetzt entstehen, wollen wir für möglichst viele Studiengänge anwenden; sonst lohnt es sich nicht, diesen Aufwand zu betreiben.»

Virtuelle Vorlesungen.

Alles in allem verspricht man sich vom E-Learning, dass es den Studierenden ermöglicht, nach individuellem Lernstil und eigener Lerngeschwindigkeit lernen zu können. Für Gysel ist es ein grobes Ziel, dass man künftig rund 50 Prozent des Lernstoffes auf diese Art und Weise im Selbststudium abdecken kann. Der E-Learning-Teil wird dabei als Ergänzung zum traditionellen Klassenunterricht betrachtet. «Wahrscheinlich werden wir die Stundenzahl des Unterrichtes etwas reduzieren, den Rest müssen die Studentinnen und Studenten individuell machen», sagt Gysel. Man habe im Sinn, die gesamten Websites in der Schule auf dem Server zur Verfügung zu stellen und auch eine CD mit dem Programm abzugeben. Zusätzlich soll man die ganze Theorie in einem Buch nachlesen können.

Etwas anders sieht es im Institut für Rechtswissenschaft (RWI) an der Universität Zürich aus. Im Lehrstuhl für Privat- und Wirtschaftsrecht von Professor Hans Caspar von der Crone läuft es bereits so, dass die Rechtsfälle, die die Studentinnen und Studenten daheim lösen müssen, im Internet dargestellt werden. Man druckt sich die gestellte Aufgabe daheim aus, bearbeitet sie und schickt sie via E-Mail an den Professor. Später wird der Fall an der Universität im Plenum diskutiert. Dieses Internet-Kolloquium gibt es bereits seit gut drei Jahren. Ganz neu aber ist, dass die Vorlesungen im Handels- und Wirtschaftsrecht online im Internet sind. Die Vorlesung wird jeweils per Video aufgezeichnet und kann von zu Hause aus angeschaut werden.

Das ist die erste Stufe des E-Learnings», sagt Karin Beyeler, Assistentin von Professor von der Crone. Dass man sich die Vorlesungen online ansehen kann, sei ein Entgegenkommen für die Studenten, die nicht in die Vorlesung kommen könnten, weil sie dann arbeiten müssten. Kleines Detail: Diese Vorlesungen finden jeweils Montag und Dienstag morgens um acht Uhr statt. «Die Universität Zürich hat zwar begonnen, eine richtige E-Leaming-Plattform zu entwickeln. Das RWI kann mit dem bereits bestehenden Angebot aber nichts anfangen, deshalb haben wir Selber etwas aufgebaut.» Mit den Online-Vorlesungen sei das Rechtswissenschaftliche Institut an der Uni noch alleine, an der ETH sei man aber mit solchen Projekten weiter. Die Vorlesungen Handels- und Wirtschaftsrecht müssen wegen der vielen Studierenden heute dreifach geführt werden, weil der Platz im Hörsaal begrenzt ist. «Die Zukunftsvision ist; dass man die Grundvorlesungen durch das Onlineangebot irgendwann dann nur noch zweifach führen kann, weil die anderen von zu Hause aus teilnehmen», sagt Beyeler.

Gas geben, aufholen.

Das E-Learning steckt in der Schweiz noch in den Kinderschuhen. In Deutschland beispielsweise gibt es bereits Universitäten, die ganze Studiengänge virtuell anbieten. Und in den USA laufen an grossen Universitäten Projekte mit Videokonferenzen oder virtuellen Seminaren. Die Bildungsinitiative Public Private Partnership – Schulen im Netz (PPP-SiN) von Bund, Kantonen und Privatfirmen möchte rund 30 000 Lehrerinnen und Lehrer aller Schulstufen für solch neue Lernformen ausbilden, etwa 400 Schulen mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien aufrüsten und sie ans Internet anschliessen.

Die eidgenössischen Räte haben die Initiative letzten Sommer angenommen, bis Ende Juli 2007 werden die konkreten Projekte dazu ausgearbeitet. Mit dem Programm Virtueller Campus Schweiz (SVC) hat der Bund gemeinsam mit den Hochschulen bereits begonnen, die Entwicklung von E-Learning-Projekten zu forcieren und diesbezüglich den Anschluss an andere Länder zu finden. Trotz der Vorteile; die man sich vom E-Learning erhofft, sei Vorsicht geboten, warnt Modulentwickler Professor Ulrich Gysel. Er sieht in diesem Lernsystem kein Allerheilmittel. «Es ist recht anspruchsvoll und braucht viel Selbstdisziplin. Ich bin nicht sicher, ob es Sinn macht damit schon auf Gymnasialstufe anzufangen. Man muss auf jeden Fall genau wissen, wo und wie man E-Learning einsetzt.»

Marion Eberhard.


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